Gemeinsam mit Wissenschaftlern und Experten aus ganz Europa haben die Landwirte im Rahmen eines EIP-Agri-Projekts Pionierarbeit geleistet. Aus dem ambitionierten "KUHproKLIMA" ist ein Leuchtturmprojekt geworden, das jetzt, nach drei Jahren fruchtbarer Forschung, einen praxisorientierten Handlungsleitfaden für Landwirte bereitstellt. Download Leitfaden
Das Forschungsprojekt beinhaltete regenerative Ansätze, die von den Betriebsleitern umgesetzt und von Wissenschaftlern evaluiert und dokumentiert wurden. Sieben Grünlandbetriebe aus dem Oberallgäu, darunter drei HeimatUnternehmen, brachten wertvolle Erkenntnisse bezüglich neuer Managementansätze, die Herausforderungen, Grenzen und Möglichkeiten im Kontext der Klimaveränderungen berücksichtigen. „Die Ernte unserer Arbeit übertrifft alles Erhoffte“, beantwortet Projektleiterin Christine Bajohr die Frage nach dem Projekterfolg.
Die Kuh als Kreislaufoptimierer
Der Leitfaden zielt darauf ab, Landwirten tiefere
Einblicke in die Funktionsweisen von Grünlandökosystemen zu geben und
aufzuzeigen, wie dieses Wissen ganzheitlich im Rahmen klimaresilienter
Bewirtschaftung angewendet werden kann. Der neue Ansatz, der im Kern verfolgt
wurde, lautete dabei: Verbesserung der Resilienz von Grünlandbetrieben und
Förderung natürlicher Ressourcen. Es wurden dabei innovative, im Voralpengebiet
bisher noch nicht angewendete Strategien, wie das „Holistic Planned Grazing“
Weidekonzept und ein Bodenbiologiemanagement miteinander kombiniert und
standortangepasst auf den teilnehmenden Betrieben angewendet. Dabei ging es darum, grundlegende Fragen zu Ökosystemfunktionen zu stellen, wie die Führung der
Kuhherden die Unterstützung dieser Kreisläufe optimieren kann.
Christine Bajohr, deren eigener Bio-Milchviehbetrieb kurzerhand zum Reallabor umfunktioniert wurde, beschreibt ihre Intention so: "Es ging uns nicht darum, das ganzheitliche Weidemanagement nach A. Savory als das Nonplusultra zu beweisen, sondern Landwirte mit dem nötigen Know-how auszustatten, damit sie individuell passende Strategien für ihre Betriebe entwickeln können."
Ressourcen schonen zur Gewinnoptimierung
Aus betriebswirtschaftlicher Perspektive
verdeutlicht das Projekt, dass die Überschreitung natürlicher Grenzen nicht nur
zum Ressourcenverlust, sondern auch zu steigenden Kosten führt. „Das Achten auf
natürliche Ressourcen kann zwar den Umsatz mindern, kann aber am Ende zu mehr
Profitabilität führen, wenn man es clever anstellt“, erklärt Christine Bajohr.
Ein Landwirt aus der Gruppe, der rund 50 Milchkühe sein Eigen nennt, konnte
dies umsetzen, indem er der Natur mehr zurückgab, als er nahm, und so bei geringerem
Umsatz höheren Gewinn erzielte. Diese erschlossenen Ressourcen fließen auf
seinem Betrieb nun in neue Betriebszweige.
Großes Interesse von Medien und Bundes-Landwirtschaftministerium
Das Projekt erregte großes Interesse in den
Bundesministerien für Landwirtschaft und für Umwelt, die Christine Bajohr als
Referentin zu zentralen Veranstaltungen einluden. Auch das Medienecho war enorm
und wurde in Fernsehbeiträgen sowie Zeitungsartikeln gewürdigt. Ein Highlight
wird ein Beitrag im Bayerischen Fernsehen sein, der voraussichtlich im
Frühsommer ausgestrahlt wird. Wer nicht so lange warten möchte findet auf
YouTube unter dem Suchbegriff „KUHproKLIMA“ informative Videos und Beiträge. YouTube - KUHproKLIMA
Heimatentwicklerin Manuela Müller-Gaßner, die Christine Bajohr seit vielen Jahren begleitet, resümiert: „Das EIP-Agri-Projekt KUHproKLIMA hebt hervor, wie essentiell es ist, neue Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft zu schaffen, damit Betriebe erfolgreich einen nachhaltigen Wandel vollziehen können.“
AERA Land gGmbH – Aufbruch in eine neue Epoche
Die Forschungsreise geht nun
weiter mit Gründung der AERA Land gGmbH, einer gemeinnützigen Gesellschaft mit
dem Ziel, die Forschung zur nachhaltigen Bewirtschaftung und Entwicklung
klimaresilienter Grünflächen weiter voranzutreiben, aktuell mit über 30 Gesellschaftern.
Im Rahmen von AERA Land ist die Bildung eines Mentoren-Netzwerks geplant, um
Landwirte, die sich mit regenerativer Bewirtschaftung auseinandersetzen wollen,
zu unterstützen. Dieses Netzwerk soll den Übergang zu ressourcenschonenden und
resilienten Methoden erleichtern. Das Konzept dafür steht, gesucht wird aktuell
noch nach einer Anschubfinanzierung. AERA Land gGmbH